Beitrag in der Schweizer Illustrierten Ausgabe Nr. 14 / 2021, Autorin: Verena Thurner

Zwar haben sie Covid-19 überstanden, doch viele Betroffene sind nicht wirklich gesund. Ihre Lungenfunktion ist eingeschränkt, sie kämpfen gegen Atemnot. Ein Training der Atemmuskulatur könnte helfen.

Das Coronavirus hinterlässt Spuren. Auch wenn Erkrankte die Infektion überstanden haben, kämpfen viele Betroffene mit Beschwerden als Folge von Covid-19. Die Zeichen der akuten Pneumonie sind längst abgeklungen, und im Röntgen ist kein Befund mehr sichtbar, trotzdem haben die Genesenen eine eingeschränkte Lungenfunktion. Zu den weiteren Beschwerden gehören unter anderem Müdigkeit, Störungen der mentalen und kognitiven Funktionen. Betroffen sind nicht nur die Patienten, die in der Klinik wegen eines schweren Verlaufs von Covid-19 behandelt wurden. Das Post-Corona-Syndrom ist auch bei ambulanten Patienten nachweisbar, teilweise sogar stärker ausgeprägt. Das zeigen Zahlen einer holländischen Studie aus Nijmegen.

Lungenärzte empfehlen ein Training der Atemmuskulatur. Computertomografie-Bilder der Lungen von genesenen Covid-19-Patienten zeigen, dass viele von ihnen nicht wirklich gesund sind. Im Gegenteil, als Folge der Infektion weisen sie mehr oder weniger starke Lungenschäden auf. Am ehesten verantwortlich für diese Schäden ist eine Überreaktion des Immunsystems. Das anfangs entzündete Lungengerüst vernarbt, was den Gasaustausch beeinträchtigt. Dies kann auch Menschen betreffen, die im Spital nicht künstlich beatmet wurden. Gezieltes Atemtraining ist der zentrale Pfeiler einer Rehabilitation. Wird die schwache Atemmuskulatur trainiert, verschwinden Atemnot und Leistungseinbussen rasch. «Es konnte nachgewiesen werden, dass Atemmuskeltraining pulmonale Komplikationen nach Lungenentzündungen und somit möglicherweise auch nach Covid-19 vermindert», erklärt Dr. Thomas Scherer, Pneumologe an der Privatklinik Bethanien in Zürich.

Eine trainierte Atemmuskulatur kann aber auch schwere Komplikationen nach einer künstlichen Beatmung reduzieren. «Während der künstlichen Beatmung wird die Muskulatur geschwächt, und je länger diese künstliche Beatmung dauert, desto schwächer wird die Muskulatur», sagt Dr. Scherer. Werden Patienten bereits mit einer schwachen Atemmuskulatur eingeliefert oder über eine sehr lange Zeit künstlich beatmet, kann ihre Muskulatur zu schwach sein, um die Ruheatmung aufrechtzuerhalten. «Studien haben gezeigt, dass die Dauer der künstlichen Beatmung reduziert und die Dauer eines Spitalaufenthalts verkürzt werden kann.»

Unabhängig vom Coronavirus hat eine erstarkte Atemmuskulatur viele Vorteile. Der Rumpf wird gestützt und stabilisiert, Verspannungen und Rückenschmerzen werden positiv beeinflusst, und bei Asthmatikern wird die gesamte Atemmuskulatur aktiviert. Zudem fördert sie den Auswurf von Bronchialschleim. Breiten- und Spitzensportler profitieren von mehr Leistung und einer besseren Kondition. Und last but not least: Mit einem gezielten Atemtraining kann man sogar leichter abnehmen. Das Training regt nämlich die Ausschüttung des Wachstumshormons an. Muskeln werden auf-, Fettpolster abgebaut.

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